Sømarkedysse, Møn
Geschichte und Geschichten aus Skandinavien
Eingemalte Schalengruben

Die Schalensteine der Insel Møn


Das Projekt GYPAF

In den letzten Jahren ist das Interesse der Dänen an ihren vorgeschichtlichen Wurzeln stark gewachsen. Man möchte gerne wissen, wer man ist und woher man kommt. Damit steigt natürlich auch der Bedarf an einer umfassenden Informationsgrundlage. Südsjælland und Møn sind gesegnet mit einem reichen vorhistorischen Kulturerbe, das jedoch leider zum großen Teil unsichtbar und unzureichend beschrieben ist.

Im Herbst 2006 startete das Projekt GYPAF ("Give Your Past A Future" - Gib deiner Vergangenheit eine Zukunft), mit Beteiligung von museerne.dk (Kulturerbe in der Kommune Vordingborg), Møns Schmuckmuseum in Damme und Tanums Hällristningsmuseum Underslös in Bohuslän/Schweden. Seit dem Frühjahr 2008 wird das Projekt durch Vordingborgs Kommune (zu der auch die Insel Møn gehört) finanziell unterstützt.

Am besten erhalten ist das gemeinsame Kulturerbe dieser Region in Form von Grabhügeln und Felsbildern - in Stein gehauenen Zeichen. Diese Bilder aus der Vorzeit verfallen in beunruhigendem Tempo aufgrund verschiedenster Umwelteinflüsse. Vor allem das "saure" Milieu auf der Steinoberfläche trägt zur Verwitterung der Steine bei und sorgt dafür, daß diese vorzeitliche Bilderwelt für die Nachwelt verloren geht. GYPAF setzt daher auf Interessierte mit Lokalkenntnissen, die mithelfen, entsprechende Altertumsdenkmäler aufzuspüren, bevor es zu spät ist. Das Hauptinteresse liegt dabei auf Gräbern aus vorhistorischer Zeit sowie auf Felsbildern. Letztere sollen neu dokumentiert werden und erfahrungsgemäß werden dabei immer wieder Neufunde gemacht. Durch ein ähnliches Projekt auf Bornholm verdreifachte sich die Anzahl bekannter Felsbildlokalitäten von ca. 150 auf rund 450.

Felsbilder (eigentlich Felsritzungen) sind Bildmotive oder einfache Schalengruben, die vor tausenden von Jahren in der jüngeren Steinzeit und vor allem während der Bronzezeit in Felsoberflächen oder auf lose Steinblöcke eingehauen wurden. Die Bildmotive sind vor allem Schiffe, Sonnensymbole, Tiere, Menschen und Fußsohlen. Felsritzungen gibt es fast überall auf der Welt, in Dänemark findet man die meisten auf Bornholm, nur dort gibt es in Dänemark größere Felsoberflächen. Lose Steinblöcke mit Bildmotiven und Schalensteine finden sich über das ganze Land verteilt.

Vordingborgstein
Abb. 1: Der Schalenstein von Vordingborg in
Møns Smykkemuseum. Foto: Joachim Henkel
Viemosestein
Abb. 2: Der Schalenstein von Viemose eingemalt.
Foto: Henning Prøhl

Schalengruben sind die ältesten, jüngsten, einfachsten und häufigsten Felsbilder (siehe "Was sind Schalengruben?" von Jurri Jurriaanse). Auf der Insel Møn wurden bisher fast ausschließlich Schalensteine gefunden. Nur ein Bericht aus dem Jahre 1880 im Zusammenhang mit einem abgerissenen Dolmen südlich der Ortschaft Hårbølle erwähnt den Fund zweier flacher Steine mit eingehauenen Fußsohlen. Diese beiden Steine sind heute längst verschwunden. Wahrscheinlich sind heute nur noch rund 10% der Grabhügel, Dolmen und Ganggräber Dänemarks übrig. Zu Beginn des Projekts GYPAF waren in Vordingborgs Kommune etwa 30 bis 35 Felsbildfunde bekannt. Vor einigen Jahren wurde bei einer Baustelle in Vordingborg im Süden Sjællands ein Schalenstein entdeckt, der heute in Møns Schmuckmuseum in Damme aufgestellt ist (Abb. 1). Ebenfalls in Südsjælland, im Wald nördlich von Kalvehave, dokumentierten Mitarbeiter des Projekts einen zuvor noch nicht registrierten Stein mit 90 Schalengruben, den "Viemose-Stein" (Abb. 2). Auch auf Møn wurde bei Dokumentierungsarbeiten auf bereits registrierten Steinen sowie auf "Entdeckungstouren" eine Reihe interessanter Neufunde gemacht.


Sømarkedysse Deckstein eingemalt
Abb. 3: Møns prominentester Schalenstein, der Deckstein über dem Gang zur Grabkammer des Sømarkedysse
während der Dokumentation durch ein Feldarbeitsteam des Projekts GYPAF. Foto: Henning Prøhl


Das Kulturhistorische Zentralregister

Dänemarks kulturhistorisches Zentralregister (DKC) war viele Jahre lang identisch mit der landesweiten Datenbank des Nationalmuseums, in der archäologische Funde und Altertumsdenkmäler systematisch erfaßt wurden. Hier werden schriftliche Dokumentationen, Skizzen, alte Zeichnungen und sonstige Berichte von Entdeckungen, Ausgrabungen, Besichtigungen durch Museumspersonal und über Restaurationen gesammelt. Seit 2002 ist das DKC ein Teil der neu eingerichteten Kulturerbeverwaltung. Die meisten der bisher bekannten Schalensteine auf Møn sind mit einer SB-Nummer (dän. Sognbeskrivelse, dt. Gemeindebeschreibung) im DKC erfaßt. Die während des Projekts GYPAF dokumentierten Neufunde werden nun ebenfalls registriert.


Sømarkedysse
Abb. 4: Der Sømarkedysse. Vor Beginn des Projekts GYPAF waren "ungefähr" 200 Schalengruben auf
dem Deckstein des Ganges zur Grabkammer bekannt, nach der Untersuchung und Dokumentation
durch GYPAF sind es 458 Schalengruben auf 3 Steinen. Foto: Joachim Henkel


Der Sømarkedysse (Magleby SB 73)

Der Sømarkedysse (Abb. 4) ist eine imposante freistehende Dolmenkammer aus der Trichterbecherkultur im frühen Mittelneolithikum, ca. 3300-3200 v.Chr. Es gibt kaum ein Buch über Møn oder über Dänemarks Altertumsdenkmäler, in dem der Sømarkedysse nicht erwähnt wird.

Sømarkedysse Schalengruben
Abb. 5: Schalengruben auf dem Deckstein des Sømarkedysse.
Foto: Joachim Henkel
Sømarkedysse eingemalt
Abb. 6: Die Decksteine des Sømarkedysse eingemalt.
Foto: Henning Prøhl

Der große Deckstein über dem Gang zur Grabkammer ist Møns prominentester Schalenstein (Abb. 3, 5 und 6). Die Anzahl der Schalengruben ist fast legendär, sie reicht von "eine Menge" bis hin zu "ein paar hundert". Die erste präzisere Erfassung im Zentralregister, ein Bericht aus dem Jahr 1880, erwähnt "180 schalenförmige Vertiefungen". Der frühere dänische Reichsantiquar P.V. Glob berichtet 1945, der Deckstein sei "ganz bedeckt mit Schalengruben", in seinem Werk über Dänemarks Felsritzungen übernimmt er später die Anzahl 180. Die meisten Angaben in der Fachliteratur liegen zwischen 180 und 200.

Sømarkedysse Tragstein
Abb. 7: Schalengruben auf einem Tragstein des Sømarkedysse.
Foto: Joachim Henkel
Sømarkedysse Tragstein eingemalt
Abb. 8: Eingemalte Schalengruben auf dem Tragstein.
Foto: Henning Prøhl

Bei der Dokumentation des Decksteins durch Projektmitarbeiter konnten 445 Schalengruben erfaßt werden (Abb. 3 und 6). Außerdem wurden bei Besichtigungen im Vorfeld der Dokumentation weitere Schalengruben entdeckt: Auf einem der Tragsteine der Grabkammer wurden 10 Schalen entdeckt und später dokumentiert (Abb. 7 und 8), sowie 3 Schalen auf dem großen Deckstein über der Grabkammer (Abb. 6). Dazu kommt noch eine neuentdeckte kleine aber deutliche Schalengrube auf einem kleinen Stein in einer Steinreihe am Weg hinauf zum Dolmen (Abb. 9 und 10).

Sømarkedysse Schalenstein Wegrand
Abb. 9: Schalengrube auf einem Stein am Weg zum Sømarkedysse.
Foto: Joachim Henkel
Sømarkedysse mit Steinreihe
Abb. 10: Sømarkedysse mit Steinreihe am Wegrand.
Foto: Joachim Henkel


Der Busemarkedysse (Magleby SB 163)

Der knapp 27 Meter lange und 8 Meter breite Busemarkedysse ist nach dem Grønsalen der größte gut erhaltene Langdolmen auf der Insel Møn. Wie der Sømarkedysse stammt er aus der Trichterbecherkultur. Auf freiem Feld gelegen, ist er mit seinen drei mächtigen Randsteinen am westlichen Ende schon von weitem sichtbar (Abb. 11).

Langdolmen Busemarkedysse
Abb. 11: Der Busemarkedysse. Im Hintergrund die Kirche von Magleby. Foto: Joachim Henkel

In einem Bericht von 1880, der ersten Erfassung im Zentralregister, sind 27 Schalengruben auf der Oberfläche des umgestürzten südöstlichen Endsteins verzeichnet. Die Seite mit den Schalengruben zeigte einst grabeinwärts. Kurioserweise sind in dieser Erstbeschreibung die Himmelsrichtungen vertauscht, ein Irrtum, den noch P.V. Glob in sein Werk von 1969 übernommen hat.

Dokumentation Busemarkedysse
Abb. 12: Dokumentation Busemarkedysse. Foto: Henning Prøhl
Dokumentation Busemarkedysse
Abb. 13: Dokumentation Busemarkedysse. Foto: Gerhard Milstreu

Wie schon beim Sømarkedysse konnten bei der Dokumentation des etwa 140 x 165 cm großen Endsteins mehr als doppelt so viele Schalengruben als bisher bekannt registriert werden (Abb. 12 bis 15): Es sind insgesamt 63. In zwei Fällen sind jeweils zwei Schalen durch eine Art Rinne miteinander verbunden. An der südlich gelegenen Kante des Steins ist ein kleineres Stück abgespalten. Auch auf diesem kleinen Stück befinden sich eineinhalb Schalengruben, die Spaltung verläuft genau durch eine Schale.

Schalenstein Busemarkedysse
Abb. 14: Busemarkedysse, eingemalter Schalenstein.
Foto: Henning Prøhl
Schalenstein Busemarkedysse
Abb. 15: Busemarkedysse.
Foto: Henning Prøhl


Der Jordehøj (Stege SB 7)

Ebenfalls aus der Trichterbecherkultur stammt der Jordehøj, eines der fünf gut erhaltenen Gangräber auf Møn (Abb. 16). Auf einem der Tragsteine im Gang zur Grabkammer registrieren Berichte von 1880 und 1945 sieben Schalengruben. Bei der Dokumentation im April 2010 wurden zehn Schalengruben gefunden (Abb.17). Zwei der Schalen befanden sich halb bzw. ganz unterhalb des Bodenniveaus aus aufgeschüttetem Kies und mußten freigegraben werden. Das Einhauen von Schalengruben an solch ungewöhnlicher Position in einem niedrigen Grabeingang dürfte doch ziemlich beschwerlich gewesen sein, hier kann man spekulieren, ob die Schalengruben vielleicht schon bei der Errichtung des Grabes lange vor der Bronzezeit auf dem Stein vorhanden waren.

Jordehøj, Eingangsseite
Abb. 16: Ganggrab Jordehøj.
Foto: Joachim Henkel
Schalenstein SB 7
Abb. 17: Schalenstein im Gang des
Jordehøj. Foto: Henning Prøhl


Der Stubberup Have Dysse (Magleby SB 3)

Im Stubberup Have, einem dicht bewachsenen Waldstück an der Nordküste Møns, liegt ein gut erhaltener Langdolmen, etwa 21 Meter lang und 7 Meter breit (Abb. 18 und 19). In P.V. Globs Werk über Dänemarks Felsbilder fehlt der Dolmen, auch in seinem Bericht im Zentralregister über seinen Besuch im Jahr 1945 erwähnt er keinen Schalenstein. Erst ein Bericht von 1981 vermerkt "auf der Südseite des westlichen Decksteins mindestens drei schalenförmige Vertiefungen".

Stubberup Have Dysse
Abb. 18: Stubberup Have Dysse. Foto: Joachim Henkel
Stubberup Have Dysse, Grabkammer
Abb. 19: Stubberup Have Dysse, Grabkammer. Foto: Joachim Henkel

Bei zwei Untersuchungen im Jahr 2009 und der Dokumentation im Mai 2010 konnten insgesamt 24 Schalengruben auf vier Steinen gefunden werden: Zwölf auf dem schon erwähnten westlichen Deckstein über der Grabkammer (Abb. 20), acht auf der in die Grabkammer gerichteten Schrägseite eines kleineren Steins in der südlichen Ecke halb unter dem westlichen Deckstein (Abb. 21 links und Abb. 22), drei auf der Unterseite des östlichen Decksteins (Abb. 23), und eine auf dem westlichen Tragstein an der Nordseite in der Grabkammer (Abb. 21 rechts).

Stubberup Have Dysse, Schalengruben auf dem westlichen Deckstein
Abb. 20: Stubberup Have Dysse, eingemalte Schalengruben
auf dem westlichen Deckstein. Foto: Joachim Henkel
Stubberup Have Dysse, Schalensteine in der Grabkammer
Abb. 21: Eingemalte Schalensteine am Westende der Grabkammer.
Foto: Joachim Henkel

Die beiden Decksteine und möglicherweise auch der Schalenstein unter der Ecke des westlichen Decksteins sind vermutlich Teile eines größeren Steins, der auseinandergebrochen ist oder zerschlagen wurde.

Stubberup Have Dysse, Schalengruben in der Ecke der Grabkammer
Abb. 22: Eingemalte Schalengruben auf dem südwestlichen Eckstein der Grabkammer.
Foto: Gerhard Milstreu
Stubberup Have Dysse, Schalensteine in der Grabkammer
Abb. 23: Schalengruben auf der Unterseite des
östlichen Decksteins. Foto: Joachim Henkel


Der Steenhøj (Magleby SB 60)

Südlich des direkt östlich von Stubberup Have gelegenen Waldes Lilleskov lagen einst drei Grabhügel aus der Trichterbecherzeit, die "Harelidshøjene". Der südwestliche der drei Hügel, auch Steenhøj genannt, hatte zwei Grabkammern mit Gang. Auf einem eingstürzten Deckstein der nördlichen Kammer wurde bei der Erfassung durch das Nationalmuseum im Jahre 1880 "eine schalenförmige Vertiefung" registriert. Seitdem wurde der Steenhøj nicht mehr offiziell besucht. Lokalisierung und eventuelle Neudokumentation durch GYPAF stehen noch aus, dürften allerdings kaum noch möglich sein, der Hügel ist heute längst niedergepflügt und selbst auf Luftbildern kaum noch erkennbar.


Der gespaltene Stein im Jydelejet (Magleby SB 81)

Auf einem bewaldeten Hügel in der Heidelandschaft Jydelejet liegt ein Stein (Abb. 24), der erstmals von P.V. Glob im Jahre 1945 beschrieben wurde: "Großer Stein, gespalten in zwei Teile, mit vier Schalengruben auf der Oberseite des einen und einer auf dem Gipfel des anderen Teils" (Abb. 25 bis 27). Die Oberfläche des Steins ist grob und ziemlich verwittert.

SB 81 im Jydelejet
Abb. 24: Der gespaltene Stein SB 81 im Jydelejet.
Foto: Joachim Henkel
Schalengruben auf SB 81
Abb. 25: Drei Schalengruben auf dem "Gipfel" des größeren
Teils von SB 81. Foto: Joachim Henkel

Bei einer Untersuchung des Steins im Vorfeld einer Neudokumentation konnten auf dem "Gipfel" des größeren Teils zwei weitere Schalengruben festgestellt werden (Abb. 25 und 27). Ein möglicherweise ebenfalls eingehauenes geschwungenes, rautenähnliches Zeichen auf dem kleineren Teil (Abb. 78) wurde bei näherer Untesuchung während der Dokumentation im Mai 2010 als geologische Formation eingestuft.

Schalengruben auf SB 81
Abb. 26: Vier Schalengruben auf dem kleineren Teil von SB 81.
Foto: Joachim Henkel
Schalengruben auf SB 81, eingemalt
Abb. 27: Eingemalte Schalengruben auf SB 81.
Foto: Joachim Henkel


Die Kirche von Magleby (Magleby SB 324 und SB 326) und die Kirche Sankt Hans in Stege (Stege SB 121)

Im Mittelalter hat die christliche Kirche gern ihre Macht und ihre geistliche Überlegenheit demonstriert, indem sie Symbole des alten heidnischen Glaubens wie Runensteine oder Schalensteine in Kirchen, deren Nebengebäuden oder in Friedhofsmauern eingemauert oder die Kirchen an heidnischen Kultplätzen, z.B. neben Felsbildern oder Gräberfeldern, gebaut hat. Auch in bzw. an zwei der sieben Kirchen auf der Insel Møn sind solche eingemauerten Schalensteine zu finden.

In seinem Werk über Dänemarks Felsbilder erwähnt P.V. Glob zwei Schalensteine in Verbindung mit der Kirche von Magleby (Abb. 11). Der eine Stein liegt als Eckstein teilweise unter der nordöstlichen Ecke des Chores. Auf dem sichtbaren Teil des Steins verzeichnet Glob eine Rosette von sechs Schalengruben um eine größere in der Mitte, sowie noch eine achte Grube. Im Eingang zur nördlichen Vorhalle vermerkt Glob einen Schwellenstein mit drei deutlichen und drei nur noch andeutungsweise erkennbaren Schalengruben.

GYPAF-Team, Magleby
Abb. 28: GYPAF-Team beim Einmalen des Ecksteins
der Magleby Kirche. Foto: Henning Prøhl
Eckstein Magleby Kirche
Abb. 29: Der Eckstein SB 324 an der Magleby Kirche.
Foto: Henning Prøhl

Bei der Dokumentation im Frühjahr 2009 (Abb. 28) wurden auf dem Eckstein in der Außenmauer zehn (Abb. 29) und auf dem Schwellenstein zur Vorhalle neun Schalengruben registriert (Abb. 30 und 31). Die Oberfläche des Schwellensteins ist durch jahrhundertelanges Begehen stark abgeschliffen. Im Mai 2011 wurden die Schalengruben auf beiden Steinen mit dauerhafter roter Farbe eingemalt (Abb. 31).

Magleby Kirche Vorhalle
Abb. 30: Eingang zur Vorhalle der Magleby Kirche.
Foto: Henning Prøhl
Eckstein Magleby Kirche
Abb. 31: Der Schwellenstein SB 326 in der Magleby Kirche.
Foto: Joachim Henkel

Auch an der südlichen Außenmauer der Kirche Sankt Hans in Stege, der Hauptstadt der Insel Møn, liegt ein Eckstein unter einem der Eckpfeiler. Glob erwähnt 13 Schalengruben auf dem sichtbaren Teil des Steins.

Stege Kirche, GYPAF-Team
Abb. 32: GYPAF-Team bei der Arbeit an der Stege Kirche.
Foto: Henning Prøhl
Schalenstein Stege Kirche
Abb. 33: Der Schalenstein an der Stege Kirche.
Foto: Joachim Henkel

Ein GYPAF-Team konnte im Mai 2008 bei der Dokumentation 15 Schalengruben registrieren, eine davon zur Hälfte unter der Mauer verborgen (Abb. 32 und 33). Im Mai 2011 wurden die Schalengruben auf dem Stein mit dauerhafter roter Farbe eingemalt.


Der Busenestein (Magleby SB 312)

Bei Aushubarbeiten für ein Abflußrohr auf einem Gehöft am Ormehøj nahe der Ortschaft Busene fand man 1996 etwa 40 cm unter der Erde einen großen Stein mit ungefähr 60 Schalengruben. Der Stein wurde dann in eine Ecke des Hausgrundstücks geschleppt und im Frühjahr 2008 öffentlich zugänglich auf einer Wiese am Ortsrand aufgestellt.

Busenestein, Schalengruben
Abb. 34: Schalengruben auf dem Busenestein. Foto: Joachim Henkel
Busenestein, Rinnen
Abb. 35: Rinnen auf dem Busenestein. Foto: Joachim Henkel

Bei der Dokumentation durch Projektmitarbeiter (Abb. 36) wurden 152 Schalengruben registriert (Abb. 37), vier davon paarweise durch eine Rinne miteinander verbunden. Außerdem befinden sich auf der Oberfläche des Steins auch acht lange gerade Rinnen (Abb. 35), sowie zwei lange gekrümmte Rinnen. In den Schalengruben sind deutlich einzelne Schlagmarken zu erkennen (Abb. 34). Das Projektteam wurde bei der Dokumentation vom lokalen Fernsehsender TV-Møn gefilmt, der im Internet abrufbare Beitrag trägt den Titel "Helleristninger på Østmøn" (Dauer 6:18 Minuten). Im Mai 2011 wurden die Schalengruben und Rinnen auf dem Busenestein mit dauerhafter roter Farbe eingemalt (Abb. 37).

Busenestein, GYPAF-Team
Abb. 36: GYPAF-Team beim Einmalen am Busenestein.
Foto: Henning Prøhl
Busenestein, eingemalt
Abb. 37: Der eingemalte Busenestein.
Foto: Joachim Henkel


Der Stein von Slumrehule (Magleby SB 307)

Im Sommer 1992 fand eine ortskundige Spaziergängerin in Slumrehule, einer Weidelandschaft am Südhang des Kongsbjerg, einen Stein, von dem nur die etwa 80 x 90 cm große, fast ebenerdig liegende Oberfläche sichtbar war. Die Oberfläche war bedeckt von zahlreichen kleinen schalenförmigen Vertiefungen. Die Fundstelle liegt heute in schwer zugänglichem dichtem Buschwerk (Abb. 38 bis 40).

SB 307, Slumrehule
Abb. 38: Reinigung von SB 307 im dichten Buschwerk.
Foto: Joachim Henkel
SB 307, Slumrehule
Abb. 39: GYPAF-Team bei der Arbeit an SB 307.
Foto: Joachim Henkel

Bei der genaueren Untersuchung im Juni 2009 wurden 135 Schalengruben registriert, etliche davon durch Rinnen miteinander verbunden (Abb. 41). Die Schalen sind eher atypisch, ungewöhnlich klein und tief, aber aufgrund ihrer Beschaffenheit deutlich als in den Stein gehauene Zeichen erkennbar. Der Stein zeigt bereits deutliche Verwitterungsspuren, er soll im Winter mit geeigneten Frostschutzmatten abgedeckt werden.

SB 307, Slumrehule
Abb. 40: SB 307 während der Vorbereitung.
Foto: Joachim Henkel
SB 307, Slumrehule
Abb. 41: SB 307 mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Henning Prøhl


Der Stein von Kraneled (Magleby SB 330)

Vor über 40 Jahren wurde im Bereich der Ortschaft Kraneled bei einem untergepflügten Grabhügel ("Sølvhøj" - dt. Silberhügel) aus der Bronzezeit ein Stein mit Schalengruben ausgegraben. Im Januar 2009 wurde der Stein dem Projekt GYPAF gemeldet, er liegt heute in der Nähe der Fundstelle auf Privatgrund und ist nicht öffentlich zugänglich (Abb. 42).

SB 307, Slumrehule
Abb. 42: Der Kraneledstein.
Foto: Henning Prøhl
SB 307, Slumrehule
Abb. 43: Der Kraneledstein mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Henning Prøhl

Der ungefähr 125 x 120 cm große und etwa 80 cm hohe Stein wurde im September 2009 dokumentiert. Auf der groben, verwitterten Oberfläche konnten 34 Schalengruben identifiziert werden, davon sechs jeweils paarweise zusammenhängend (Abb. 43).


Der Stein von Busene Gærde (Magleby SB 327)

Im Oktober 2008 wurde dem Projekt ein Stein in Busene Gærde, einem Steinwall am Straßenrand gegenüber dem Pensionshof Bakkegården in der Ortschaft Busene gemeldet (Abb. 44 und 47), auf dessen etwa 170 x 120 cm großer, senkrechter Oberfläche einem Pensionsgast mehrere runde Vertiefungen aufgefallen waren.

Busene
Abb. 44: Steinwall gegenüber Bakkegården.
Foto: Henning Prøhl
Busene Gærde, Einmalen
Abb. 45: GYPAF-Team bei der Begutachtung des Steins
gegenüber Bakkegården. Foto: Henning Prøhl

Bei der Dokumentation durch GYPAF-Mitarbeiter im Mai 2009 (Abb. 45) konnten 22 Schalengruben registriert werden (Abb. 46), drei davon wurden bei einer genaueren Untersuchung nachträglich als zweifelhaft eingestuft.

Der Stein von Busene Gærde
Abb. 46: Der Stein von Busene Gærde eingemalt.
Foto: Joachim Henkel
Busene Gærde, Fototermin
Abb. 47: GYPAF-Dokumentationsteam am Bakkegården.
Foto: Joachim Henkel


Die Steine Magleby SB 140 und SB 242 im Klinteskov

Der Klinteskov, ein riesiger Buchenwald, bedeckt einen großen Teil des hochgelegenen östlichen Endes der Insel. In diesem Wald liegen über 100 Gräber aus der Stein- und Bronzezeit (Abb. 48). So müßte der Wald eigentlich eine Fundgrube für Schalensteine sein. Bis zum Beginn des GYPAF-Projekts waren allerdings erst zwei Schalensteine im Waldgebiet registriert.

Grabhügel im Klinteskov
Abb. 48: Hügelgrab aus der Bronzezeit im Klinteskov. Foto: Joachim Henkel

Der ungefähr 115 x 135 cm große und etwa 40 cm hohe Stein SB 140 liegt ziemlich zentral im südlichen Teil des Klinteskov, mit mehr als 30 Grabhügeln in der näheren Umgebung. Er wurde erstmals 1945 von P.V. Glob registriert und beschrieben, er verzeichnet 15 Schalengruben auf der Oberfläche des Steins (Abb. 49 und 50).

SB 140 im Klinteskov
Abb. 49: SB 140 im Klinteskvov.
Foto: Joachim Henkel
SB 140 Schalengruben
Abb. 50: Schalengruben auf SB 140 im Klinteskov.
Foto: Joachim Henkel

Bei der Neudokumentation des Steins im September 2009 (Abb. 51) wurden auf der äußerst groben und stark verwitterten Oberfläche 23 Schalengruben registriert, zwei davon zusammenhängend (Abb. 52).

SB 140 Dokumentation
Abb. 51: Dokumentation von SB 140.
Foto: Henning Prøhl
SB 140 eingemalt
Abb. 52: SB 140 mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Henning Prøhl

Der 1971 erstmals beschriebene, in der Nähe des Campingplatzes am Westrand des Klinteskov gelegene Stein SB 242 wird im Zentralregister als ungefähr 180 x 170 cm großer und etwa 65 cm hoher ortsfester Stein beschrieben, mit zwei schalenförmigen Vertiefungen auf der Oberseite. Dies ist der einzige vor Beginn des GYPAF-Projekts registrierte Schalenstein auf Møn, auf dem bei der Untersuchung und Dokumentation durch GYPAF-Mitarbeiter im Juli 2010 keine weiteren Schalengruben gefunden wurden (Abb. 53 und 54).

SB 242 eingemalt
Abb. 53: SB 242 mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Joachim Henkel
Schalengruben auf SB 242
Abb. 54: Eingemalte Schalengruben auf SB 242.
Foto: Joachim Henkel


Die Steine Magleby SB 328 und SB 329 sowie weitere Neufunde im Klinteskov

Bei der Lokalisierung des Steins SB 140 im Juli 2009 wurden in der näheren Umgebung zwei bisher unbekannte Schalensteine entdeckt. Der erste liegt nur etwa 15 Meter von SB 140 entfernt. Er ist etwa 115 x 110 cm groß und rund 45 cm hoch. Auf seiner groben, verwitterten Oberfläche wurden zwei Schalengruben gefunden (Abb. 55), bei der näheren Untersuchung und Dokumentation noch zwei weitere (Abb. 56). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Magleby SB 328 im DKC registriert.

Neufund Klinteskov 1
Abb. 55: SB 328 im Klinteskov.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Klinteskov 1 eingemalt
Abb. 56: SB 328 mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Henning Prøhl

Der zweite Neufund liegt ebenfalls nicht weit von SB 140 entfernt knapp 100 Meter nördlich eines Grabhügels. Er ist etwas größer als der erste Neufund und auf seiner groben und stark verwitterten Oberseite wurde eine Schalengrube entdeckt (Abb. 57). Auch hier konnte bei der Dokumentation noch eine weitere gefunden werden (Abb. 58). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Magleby SB 329 im DKC registriert.

Neufund Klinteskov 2
Abb. 57: SB 329 im Klinteskov, mit Entdeckerin.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Klinteskov 2 eingemalt
Abb. 58: SB 329 mit eingemalten Schalengruben.
Foto: Henning Prøhl

Die Lokalisierung des Steins SB 242 (Abb. 53 und 54) war schwierig und erforderte mehrere Versuche über einen längeren Zeitraum hinweg. Wie sich herausstellte, waren sowohl die im DKC angegebenen GPS-Koordinaten als auch die im DKC markierte Kartenposition fehlerhaft, sie weichen um über 200 bzw. 85 m von der tatsächlichen Position ab. Bei einem der Versuche, den Stein zu finden, wurde im Mai 2010 in der Nähe der markierten Kartenposition ein Stein mit einer kleinen schalenförmigen Vertiefung auf der Oberseite entdeckt (Abb. 59 und 60). Die Schalengrube ist allerdings zweifelhaft, sie könnte auch durch geologische Prozesse entstanden sein.

Neufund Klinteskov 3
Abb. 59: Neufund 3 im Klinteskov mit eingemalter Schalengrube.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Klinteskov 1 eingemalt
Abb. 60: Eingemalte Schalengrube auf Neufund 3.
Foto: Joachim Henkel

Bei einer Suchexpedition im Oktober 2010 wurden in der näheren Umgenung des Campingplatzes zwei weitere bislang unbekannte Schalensteine entdeckt. Der erste liegt etwa 200 Meter südlich von SB 242 in einer Weggabelung zweier Waldwege. Er ist etwa 175 x 150 cm groß und rund 70 cm hoch. Auf einer dreieckförmigen, südwärts gerichteten, schrägen Oberfläche wurde eine ca. 5 mm tiefe Schalengrube mit einem Durchmesser von 5 cm gefunden (Abb. 61).

Neufund Klinteskov 4
Abb. 61: Neufund 4 im Klinteskov mit eingemalter Schalengrube.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Klinteskov 5 eingemalt
Abb. 62: Neufund 5 im Klinteskov mit eingemalten
Schalengruben. Foto: Joachim Henkel

Der zweite Stein ist etwa 175 x 120 cm groß und 60 cm hoch. Er liegt knapp 200 Meter südlich vom Campingplatz auf einer Böschung am Nordrand eines Waldwegs. Auf seiner groben, stark verwitterten Oberfläche konnten drei deutliche Schalengruben identifiziert werden (Abb. 62 bis 64). Einige weitere stark verwitterte schalenförmige Vertiefungen müssen noch genauer untersucht werden.

Neufund Klinteskov 5, Schalengrube
Abb. 63: Schalengrube auf Neufund 5 im Klinteskov.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Klinteskov 5, Schalengrube Nachtbeleuchtung
Abb. 64: Schalengrube auf Neufund 5 im Klinteskov,
Nachtbeleuchtung. Foto: Joachim Henkel


Der Lilleskov

An der Nordküste der Insel liegt der Lilleskov, ein Wald mit zahlreichen gut erhaltenen Gräbern, vor allem Grabhügeln aus der Bronzezeit. Schalensteine waren bis 2010 lediglich im direkt westlich angrenzenden Stubberup Have bekannt.

Neufund Lilleskov 1, Schalengrube
Abb. 65: Schalengrube auf Neufund 1 im Lilleskov.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Lilleskov 1, eingemalt
Abb. 66: Neufund 1 im Lilleskov, eingemalt.
Foto: Joachim Henkel

Bei einer Suchexpedition im September 2010 wurde etwa 20 Meter östlich von einem Grabhügel im südlichen Teil des Waldes ein etwa 140 x 90 cm großer, 35 cm hoher Stein mit einer 8 mm tiefen Schalengrube von knapp 5 cm Durchmesser auf seiner leicht verwitterten Oberfläche entdeckt (Abb. 65 und 66). Dies ist der erste dokumentierte Schalenstein im Lilleskov.


Die Schalensteine im Grønved Skov

Der größte Wald im Westteil Møns ist der Fanefjord Skov an der Südküste der Insel. Er ist heute sehr arm an Steinen und bis 2011 waren hier keine Schalensteine bekannt. In seinem nordöstlichen Ausläufer, dem Grønved Skov, entdeckten Anwohner im Frühjahr 2011 bei Waldarbeiten, etwa 150 Meter voneinander entfernt, zwei Schalensteine. Beide haben eine grobe, ziemlich verwitterte Oberfläche, der eine mit mindestens 14 (Abb. 67), der andere mit mindestens 22 Schalengruben (Abb. 68). Die Steine sind bereits unter den Nummern Damsholte SB 159 und SB 160 im DKC registriert, die nähere Untersuchung und Dokumentation durch GYPAF stehen noch aus.

Neufund Grønved Skov 1
Abb. 67: SB 160 im Grønved Skov, Schalengruben konturiert.
Foto: Joachim Henkel
Neufund Grønved Skov 2
Abb. 68: SB 159 im Grønved Skov, Schalengruben konturiert.
Foto: Joachim Henkel


Die Schalensteine vom Havemosegård (Stege SB 115)

Im April 2010 dokumentierten GYPAF-Mitarbeiter zwei Steine in der Hecke eines Privatgrundstücks im Bereich der Ortschaft Tøvelde. Auf der Seitenfläche eines etwa 85 x 55 x 70 cm großen Steins konnten drei Schalengruben registriert werden (Abb. 69), eine davon durch die Spaltung des Steins halbiert. Auf der Oberseite eines 70 x 95 x 75 cm großen Steins fand sich eine Schalengrube (Abb. 70). Beide Steine waren vermutlich Teile eines heute verschwundenen Dolmens. Die Steine sind inzwischen unter der Nummer Stege SB 115 im DKC registriert, sie sind jedoch nicht öffentlich zugänglich.

Schalenstein Havemosegård 1
Abb. 69: Havemosegård, Schalenstein eingemalt.
Foto: Henning Prøhl
Schalenstein Havemosegård 2
Abb. 70: Havemosegård, Schalenstein eingemalt.
Foto: Henning Prøhl


Der Stein von Askeby

Ebenfalls im April 2010 untersuchte und dokumentierte ein GYPAF-Team in der Ortschaft Askeby einen 40 x 40 x 40 cm großen Stein, der bei Renovierungsarbeiten unter einem Privatgebäude gefunden wurde. Auf der Oberseite des Steins befinden sich zwei große schalenförmige Vertiefungen (Abb. 71). Der Stein liegt jetzt auf Privatgrund ist nicht öffentlich zugänglich.

Askeby Vejmands-Stein
Abb. 71: Stein mit zwei schalenförmigen Vertiefungen, möglicherweise
ein "Vejmands"-Stein, in Askeby. Foto: Henning Prøhl

Möglicherweise handelt es sich hierbei nicht um einen Schalenstein sondern um einen "Vejmands"-Stein. Solche Steine mit Vertiefungen wurden früher von Wegarbeitern als Unterlage verwendet, um darauf größere Steine zu Schotter zu zerschlagen, der dann für Wegbauarbeiten verwendet wurde. Alternativ könnte der Stein auch ein prähistorischer Grenzstein sein, wie man sie gelegentlich bei archäologischen Untersuchungen an den Rändern bzw. Ecken vorzeitlicher Äcker gefunden hat. Diese Steine haben jedoch meist drei schalenförmige Vertiefungen.


Der Schalenstein von Råbylille (Elmelunde SB 59)

Im Juli 2010 wurde dem GYPAF-Projekt ein Schalenstein gemeldet, der ein paar Jahre zuvor in einem Steinhaufen gefunden wurde, seitdem mehrmals den Standort gewechselt hat und heute im Garten eines Privatgrundstücks im Bereich der Ortschaft Råbylille liegt. Der 55 x 55 cm große und 30 cm hohe Stein ist nicht öffentlich zugänglich.

Schalenstein Råbylille, Oberseite eingemalt
Abb. 72: Råbylille Schalenstein, Oberseite eingemalt.
Foto: Joachim Henkel
Schalenstein Råbylille, Unterseite eingemalt
Abb. 73: Råbylille Schalenstein, Unterseite eingemalt.
Foto: Joachim Henkel

Auf der Oberseite des Steins konnten 48 Schalengruben dokumentiert werden (Abb. 72), einige davon ungewöhnlich tief (Abb. 74). In zwei Fällen sind mehrere Schalen miteinander verbunden, einmal drei und einmal fünf. Auch auf der Unterseite konnten vier Schalengruben festgestellt werden (Abb. 73), sowie möglicherweise zwei weitere, stark abgeschliffene. In den meisten Schalen sind einzelne Schlagmarken erkennbar (Abb. 74 und 75). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Elmelunde SB 59 im DKC registriert.

Råbylille, Schalengruben mit Schlagmarken
Abb. 74: Schalengruben mit Schlagmarken auf
dem Råbylillestein. Foto: Joachim Henkel
Råbylille, Schalengruben mit Schlagmarken
Abb. 75: Einzelne Schlagmarken auf dem
Råbylillestein. Foto: Joachim Henkel


Die Bogø Mølle (Bogø SB 67)

Bei einem Besuch der alten Windmühle auf der eng mit Møn assoziierten Nachbarinsel Bogø entdeckte eine Mitarbeiterin des GYPAF-Projekts im Mai 2010 zwei Schalensteine zu beiden Seiten des Portals der Mühle. Auf dem 55 cm hohen und 25 cm breiten westlichen Stein (Abb. 76) konnten bei der Dokumentation acht Schalengruben registriert werden, an zwei Schalengruben am Rand sind Übergänge erkennbar, die darauf hindeuten, daß der Stein einmal Teil eines größeren Schalensteins gewesen sein dürfte. Am anderen Rand befindet sich noch eine größere, deutlich eingehauene Fläche, von der auch nur noch ein Teil übrig ist; auch dies ein Hinweis, daß der Stein wohl zurechtgehauen wurde.

Bogø Mølle, westlicher Schalenstein
Abb. 76: Der westliche Schalenstein an der Bogø Mølle.
Foto: Henning Prøhl
Bogø Mølle, östlicher Schalenstein
Abb. 77: Der östliche Schalenstein an der Bogø Mølle.
Foto: Henning Prøhl

Auf dem 60 cm hohen und 28 cm breiten östlichen Stein (Abb. 77) wurden sieben Schalengruben dokumentiert, drei davon sind miteinander verbunden. Drei bis fünf weitere runde Vertiefungen sind undeutlich und zweifelhaft, sie wurden nicht eingemalt. Beide Steine sind möglicherweise zurechtgehauene Teile eines größeren Steins, der zerbrochen ist oder zerschlagen wurde. Die beiden Steine sind die ersten dokumentierten Schalensteine auf der Insel Bogø, sie sind inzwischen unter der Nummer Bogø SB 67 im DKC registriert.


Die verschollenen Fußsohlen von Hårbølle (Fanefjord SB 29)

In einem Bericht aus dem Jahr 1880 wird der Abriß eines Dolmens südlich der Ortschaft Hårbølle registriert. Dabei kommen auch "Keile und anderes" zutage. Der Bericht erwähnt außerdem mündliche Überlieferungen über zwei flache, aufrecht stehende Steine auf denen "etwas wie ein Kinderfuß" zu sehen sei. Der Stein, auf dem der Fuß deutlicher zu sehen war, wurde verkauft, der andere blieb zunächst bei einem Hof liegen. Die "fußartige Vertiefung" auf letzterem wird als sechs Zoll lang (ca. 17 cm - ungewöhnlich klein für eine Fußsohlenritzung) und "natürlich" beschrieben. Beide Steine sind längst verschollen, sie wurden nie wissenschaftlich dokumentiert. Bis heute ist dies der einzige registrierte Bericht über Felsbildmotive außer Schalengruben und einfachen Rinnen auf der Insel Møn geblieben.


Geologische Schalengruben und Figuren

Schalenförmige und figurähnliche Vertiefungen auf Steinoberflächen können auch durch geologische Prozesse entstehen. Solche geologischen Figuren sind oft schwer von Felsritzungen zu unterscheiden, vor allem auf groben, stark verwitterten Oberflächen (Abb. 78 bis 83). Besonders die runden Formationen können verwitterten Schalengruben zum Verwechseln ähnlich sein.

Geologische Figur auf SB 81
Abb. 78: Figurähnliche Formation auf SB 81.
Foto: Joachim Henkel
Geologische Schalengrube im Jydelejet
Abb. 79: Geologische Schale, Jydelejet.
Foto: Joachim Henkel
Geologische Schalengrube im Jydelejet
Abb. 80: Geologische Schale, Jydelejet.
Foto: Joachim Henkel

Die Ursachen für solche geologischen Figuren können vielfältig sein, von glaziären Bohr- und Schleifspuren bis hin zu lokalen Unterschieden in der kristallinen Struktur des Steins, die zu unterschiedlicher Verwitterung führen. Zur Klärung der Ursachen in besonderen Einzelfällen wird das GYPAF-Projekt gelegentlich einen Geologen zurate ziehen.

Geologische Schalengrube, Ormebanke
Abb. 81: Geologische Schale, Ormebanke.
Foto: Joachim Henkel
Geologische Schalengrube, Aborresø
Abb. 82: Geologische Schale, Aborresø.
Foto: Joachim Henkel
Geologische Schalengrube, Bogoe Østerskov
Abb. 83: Geologische Schale, Bogø Østerskov.
Foto: Joachim Henkel


Zusammenfassung und Ausblick

Das Projekt GYPAF war im bisherigen Verlauf auf der Insel Møn sehr erfolgreich, auch wenn auf Møn nach wie vor "nur" Schalensteine und keine Steine mit Bildmotiven dokumentiert sind (Tab. 1). Im Gegensatz zu den zum Teil großen Bildkompositionen in der Felsbildwelt Schwedens, Norwegens und Bornholms auf ortsfesten Felsen mit relativ glatter, von den Gletschern der Eiszeit "polierter" Oberfläche, haben die meisten Schalensteine auf Møn eine sehr grobe, teils stark verwitterte Oberfläche (z.B. Abb. 26, 50, 60, 64). So sind die Schalengruben oft schwer zu erkennen. Nur so ist zu erklären, daß beispielsweise die Schalengruben auf dem Tragstein des Sømarkedysse, nicht einmal zwei Meter entfernt von Møns bekanntestem Schalenstein, nach der ersten systematischen Untersuchung des Dolmens im Jahr 1880 noch fast 130 Jahre lang unbemerkt geblieben sind (Abb. 7).

Bei der Neudokumentation von vorher schon bekannten Schalensteinen durch das Projekt GYPAF hat sich die Anzahl der registrierten Schalengruben mehr als verdoppelt. Durch etliche Neufunde - teils von Ortsansässigen gemeldet, teils von GYPAF-Mitarbeitern auf mehr oder weniger gezielten Suchexpeditionen entdeckt - hat sich auch die Anzahl der bekannten Schalensteine auf Møn nahezu verdreifacht (von 13 Steinen mit ca. 400 Schalengruben auf 35 Steine mit knapp 1100 Schalengruben).

Tab. 1: Die Felsritzungen der Insel Møn. Neufunde und Dokumentationsneufunde durch GYPAF sind grün unterlegt. Stand 1. November 2011.

Gemeinde / SB-Nr. Standort Anzahl Schalen Bemerkungen
DKC/Glob GYPAF
Magleby SB 73 Sømarkedysse 180 445 Deckstein über dem Gang zur Grabkammer. Registriert 1880
    - 3 Deckstein über der Grabkammer. Neufund 2008 J. Henkel / GYPAF
    - 10 Tragstein Grabkammer. Neufund 2008 J. Henkel / GYPAF
    - 1 Stein am Weg zum Dolmen. Neufund 2009 J. Henkel / GYPAF
Magleby SB 163 Busemarkedysse 27 63 Umgestürzter Randstein. Registriert 1880
Stege SB 7 Jordehøj 7 10 Tragstein im Gang zur Grabkammer. Registriert 1880
Magleby SB 3 Stubberup Have Dysse 3+ 12 Westlicher Deckstein der Grabkammer. Registriert 1981
    - 3 Östlicher Deckstein der Grabkammer. Neufund 2009 B. Fløe Jensen / GYPAF
    - 8 Südwestecke der Grabkammer. Neufund 2009 J. Henkel / GYPAF
    - 1 Tragstein in der Grabkammer. Neufund 2009 J. Henkel / GYPAF
Magleby SB 60 Steenhøj 1 - Deckstein der Grabkammer. Registriert 1880, seitdem verschwunden
Magleby SB 81 Jydelejet 5 7 Gespaltener Granitblock. Registriert 1945
Magleby SB 324 Magleby Kirche 8 10 Eckstein in der Außenmauer. P.V. Glob 1969
Magleby SB 326 Magleby Kirche 6 9 Schwellenstein im Eingang zur Vorhalle. P.V. Glob 1969
Stege SB 121 St. Hans Kirche 13 15 Eckstein in der Außenmauer. P.V. Glob 1969
Magleby SB 312 Busene / Ormehøj ca. 60 152 Neufund privat 1996. Acht gerade und zwei gekrümmnte Linien
Magleby SB 307 Slumrehule zahlreiche 135 Neufund privat 1992
Magleby SB 330 Kraneled - 34 Neufund privat ca. 1969, 2009 an GYPAF gemeldet, nicht öffentlich zugänglich
Magleby SB 327 Busene Gærde - 19 (+3) Neufund privat, 2008 an GYPAF gemeldet
Magleby SB 140 Klinteskov 15 23 Registriert 1945
Magleby SB 242 Klinteskov 2 2 Registriert 1971
Magleby SB 328 Klinteskov - 4 Ca. 15 m NW von SB140. Neufund 2009 J. Henkel / GYPAF
Magleby SB 329 Klinteskov - 2 Ca. 200 m NO von SB 140. Neufund 2009 A. Beritsdotter / GYPAF
Magleby Klinteskov - (1) Ca. 80 m südlich von SB 242. Neufund 2010 J. Henkel / GYPAF
Magleby Klinteskov - 1 Ca. 200 m südlich von SB 242. Neufund 2010 J. Henkel / GYPAF
Magleby Klinteskov - 3 (+ 1-4) Ca. 200 m südlich Campingplatz. Neufund 2010 J. Henkel / GYPAF
Magleby Lilleskov - 1 Neufund 2010 J. Henkel / GYPAF
Damsholte SB 159 Grønved Skov - 22 + Neufund privat, 2011 an GYPAF gemeldet
Damsholte SB 160 Grønved Skov - 14 + Neufund privat, 2011 an GYPAF gemeldet
Stege SB 115 Havemosegård - 3 Neufund privat, 2010 an GYPAF gemeldet, nicht öffentlich zugänglich
    - 1 Neufund privat, 2010 an GYPAF gemeldet, nicht öffentlich zugänglich
Fanefjord Askeby - 2 Evtl. Vejmands-Stein oder Grenzstein. Neufund privat, 2010 an GYPAF gemeldet, nicht öffentlich zugänglich
Elmelunde SB 59 Råbylille - 54 Neufund privat vor 2006, 2010 an GYPAF gemeldet, nicht öffentlich zugänglich
Bogø SB 67 Bogø Mølle - 8 Westlich neben dem Portal, größere eingehauene Fläche am Rand. Neufund 2010 A. Beritsdotter / GYPAF
    - 7 (+ 3-5) Östlich neben dem Portal. Neufund 2010 A. Beritsdotter / GYPAF
Fanefjord SB 29 Hårbølle - - Zwei flache Steine mit je einer Fußsohle, eine davon vermutlich natürlichen Ursprungs. Registriert 1880, seitdem verschollen.

Die Dokumentation der bereits vor Beginn des Projekts bekannten und registrierten Schalensteine konnte im Juli 2010 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Projektarbeit auf Møn wird fortgesetzt mit Öffentlichkeitsarbeit und - hoffentlich - mit der Dokumentation von neu gemeldeten Steinen sowie Neufunden.

Melden Sie gerne eigene Funde oder Kenntnisse über bisher nicht registrierte Schalensteine auf Møn an Joachim Henkel oder Hans-Walter Kreisel (Møns Smykkemuseum)!

Ende 2010 wurde die Finanzierung des Projekts um ein weiteres Jahr bis Ende 2011 verlängert und das Aufgabengebiet um die Nachbarinseln Lolland und Falster erweitert. Auf einigen Steinen wurden die Schalengruben mit dauerhafter roter Farbe eingemalt, um die Schalensteine der interessierten Öffentlichkeit besser vermitteln zu können. Darüberhinaus sind für einige Steine offizielle Wegweiser und Informationstafeln geplant.


Danksagungen und Anmerkungen

Mein besonderer Dank gilt dem Projektleiter Henning Prøhl für die ausführlichen Informationen zum Projekt GYPAF und die Fotos von diversen Dokumentationsarbeiten.

Der vorliegende Artikel wird mit Fortschreiten des Projekts aktualisiert.

Der Autor Joachim Henkel ist freier Mitarbeiter im Projekt GYPAF und an Tanums Hällristningsmuseum Underslös, sowie Mitglied der Scandinavian Society for Prehistoric Art.


Quellen und weiterführende Literatur

  • GLOB, P.V. (1969): Helleristninger i Danmark. Jysk Arkæologisk Selskabs Skrifter, Bind VII, Nordisk Forlag, Kopenhagen.

  • KULTURARVSSTYRELSEN (2009): Fund og Fortidsminder - Det Kulturhistoriske Centralregister, Kopenhagen.

  • LARSEN, Bodil Leth (o.J., < 1970): Møns Vorzeitsdenkmäler. Møns Turistforening, Stege.

  • LARSEN, Lauritz (1952): Møns Historie. Neudruck 2004. Lokalhistorisk Forening for Møn Kommune, Stege.

  • MATHIASEN, Therkel (1959): Stenalderens mindesmærker i landets forskellige egne. In: BURE, Kristijan (Red.): Stenalderen. Turistforeningen for Danmark, Årbog. Det Berlingske Bogtrykkeri, Kopenhagen.

  • MICHAELSEN, Karsten Kjer (2002): Politikens bog om Danmarks oldtid. Politikens Forlag, Kopenhagen.

  • OKHOLM, Anne (2007): Helleristninger og skåltegn. Jungshoved, Årgang 3, Nr. 2, Sommer 2007, p. 33-34.

  • PRØHL, Henning (2008): GYPAF - Give Your Past A Future - Giv din fortid en fremtid. Et projekt om dokumentation, registrering, formidling af helleristninger i Vordingborg Kommune.

  • PRØHL, Henning (2009): Fortiden revideret - Mere end dobbelt så mange skåltegn på Sømarkedyssen end tidligere beskrevet. Ugebladet for Møn, 28. årgang, uge 34, 17. August 2009, Stege.



©2010/2016 Joachim Henkel